11. Jul 2021

Reconnect #02

Reconnect #02

EVELINN TROUBLE & MANUEL GAGNEUX, Moderation OLIVIER JOLIAT (Autor, Filmemacher)

Musik & Begegnung auf Castelen

Die zweite Ausgabe von Reconnect fand am Sonntag, 11. Juli bei strahlendem Wetter, begleitet von Vogelgezwitscher und gleichsam ge- und entspanntem Publikum im lauschigen Garten des Landgut Castelen statt. Auf der schönen Holzbühne (des Polyfon Festivals) begegneten sich zwei Schweizer Artists, die in ihrem musikalischen Schaffen eine beeindruckende Kompromisslosigkeit, Leidenschaft und Kreativität an den Tag legen. Sowohl Evelinn Trouble, die gerade ihre Tour gestartet hat, als auch Manuel Gagneux, dessen Konzertroaster sich auch international wieder füllt, beeindruckten mit starken Soloperformances, boten im Gespräch mit Musikjournalist und Autor Olivier Joliat spannende Einblicke ins Musiker*innenleben und schlossen den Abend mit wunderschönen gemeinsamen Interpretationen von Songs von Karen Dalton und Lou Reed ab.

Nachhören kann man einen stündigen Zusammenschnitt der Begegnung auf Radio X unter folgendem Link:
https://www.mixcloud.com/radiox_basel/reconnect-auf-dem-landgut-castelen-mit-evelinn-trouble-manuel-gagneux-und-olivier-joliat/

Bei der zweiten Ausgabe von Reconnect begegnen sich Künstler*innen und Menschen, die in ihrem Schaffen eine beeindruckende Kompromisslosigkeit, Leidenschaft und beinahe grenzenlose Kreativität an den Tag legen. Wenn Evelinn Trouble, Sängerin, Komponistin und Videokünstlerin zwischen Avantgarde und Pop und jüngste Gewinnerin des Schweizer Musikpreis, und Manuel Gagneux, Zeal & Ardor-Frontman, Alternative Icon und der vielleicht untypischste Shooting Star der letzten Jahre, moderiert von Autor, Filmer und Schlagzeuger Olivier Joliat, aufeinandertreffen, ist uns ein inhaltlich und musikalisch intensiver Sonntagabend sicher.

EVELINN TROUBLE wurde in Zürich in einen Haushalt voller Jazz hineingeboren. Die Suche nach der ungezähmten Freiheit dieser Musik führte Trouble durch die lokale Hausbesetzerszene und den Underground, in dem sie autodidaktisch ihr Handwerk erlernte und die Parameter ihrer Kunstfigur zu definieren begann. In brachialen Industrial-Rock-Bands sammelte sie erste Bühnenerfahrungen und stellte ihre Stimme Gig für Gig auf die Zerreissprobe – bis das Soloprojekt Evelinn Trouble bereit für die Welt war. Als freischaffende Sängerin, Komponistin und Videokünstlerin hat sie in weniger als einem Jahrzehnt fünf Alben sowie drei EPs aufgenommen und dabei ein Klanguniversum aus dunkler Poesie und atemberaubender Schönheit geschaffen. Journalist*innen bezeichneten sie schon als das uneheliche Kind von Thom Yorke und Patti Smith und für ihr Schaffen zwischen Avantgarde und Pop wurde sie wiederholt ausgezeichnet, 2018 mit dem Schweizer Musikpreis, als jüngste Gewinnerin in der Geschichte des Preises. Ihre Songs sind stets persönlich und scheinen eine kathartische, befreiende Funktion zu erfüllen. Jedes Album ist ein Zeugnis der Notwendigkeit, sich ständig neu zu erfinden und ihrer angeborenen Neigung zur Risikobereitschaft nachzugehen. Was sich nebst der Musik und Persönlichkeit nicht zuletzt im geografischen Sinne äussert: Nach drei Jahren in London und zwei Jahren in Berlin, wo sie ihr Gesangsstudium vertiefte, wohnt sie nun in Basel. Sie spielt regelmässig Konzerte im In- und Ausland. Ihr fünftes Studioalbum «Longing Fever» erscheint im Oktober 2021.

Ob mit seinem Soloprojekt Birdmask, beim Schreiben von Theaterstücken, mit audiovisuellen Projekten (wie jüngst «Monolith» in der Kaserne Basel) oder mit Zeal & Ardor und mächtiger Band im Rücken:  der kreative Output von MANUEL GAGNEUX ist beeindruckend. Als Grenzgänger zwischen den Genres hat er ungeahnte Verbindungen zwischen Soul, Blues, Gospel und Black Metal gefunden und ausgelotet, weltweite Bühnen betourt und ist vielleicht der untypischste Shootingstar der vergangenen Jahre. Denn der Sohn eines Schweizer Biologen und einer Afroamerikanischen Jazzsängerin ist viel zu sozialkritisch, reflektiert und «down to earth», als dass er den schnellen Erfolg suchen würde. Dieser stellte sich ein, als Gagneux die auf dem Internetforum 4Chan aufgebrachte Idee, Black Music mit Black Metal zu verbinden, umsetzte und damit praktisch über Nacht vom Szeneliebling zum international gefragten Bühnenact wurde. Mit dem in Eigenregie eingespielten Album «Devil Is Fine» (2016) und dem Folgealbum «Stranger Fruit» (2018) spielte er in der Folge mehrere Welttourneen. 2020 veröffentlichte er mit Zeal & Ardor «Wake of a nation» und kehrte gleichzeitig zu seinem Soloprojekt «Birdmask» zurück. Mit diesem veröffentlichte er schon während der Jahre, in denen er in New York lebte, unzählige Tracks zwischen Kammermusik, Pop und Noise auf Bandcamp. Birdmask ist die Vertonung seines unglaublich grossen musikalischen und stimmlichen Könnens und eine kreative Vision, die viele der Erlebnisse, Emotionen und Erfahrungen seines Schaffens auf den Punkt bringt. Die erste Single «Set me on fire» ist ein flammendes Zeugnis emotionaler Qualen, das gepaart mit choralen Harmonien, unheilvollen Drums und einer Kirchenorgel ganz in der Pop-Tradition von Jeff Buckley oder Hozier sein Herz auf der Zunge trägt, und wir dürfen gespannt sein, was wir von Manuel Gagneux in den kommenden Jahren noch alles hören werden. Egal mit welchem Projekt, es ist ein grosses Glück, solche Künstler in unserer Region zu haben.

Gehostet wird die Begegnung der beiden Alternative Icons von OLIVIER JOLIAT. Joliat ist Journalist, Musiker sowie Buchautor und arbeitet zurzeit an einem Dokumentarfilm über Manuel Gagneux. In seinem Schaffen legt der Schlagzeuger der Surfband Lombego Surfers eine Leidenschaft und einen Drive an den Tag, der wunderbar zu seinen beiden Talkgästen passt.

18h00
19h00
CHF 25 / 18

Die Veranstaltung findet im Garten des Landgut Castelen statt. Sollte das Wetter eine Durchführung unter freiem Himmel nicht zulassen, wird die Begegnung aufgezeichnet und zu einem späteren Zeitpunkt ausgestrahlt. Die Tickets würden in diesem Fall rückerstattet.